Kompensation von Treibhausemissionen

Die Kompensation von Emissionen stellt den letzten Schritt auf dem Weg zur Treibhausgasneutralität dar. Sie wird dann durchgeführt, wenn Treibhausemissionen weder vermieden noch weiter reduziert werden können. Es sollen also alle für den Zweck des Verbandes zwingend notwendigen Emissionen durch andere Aktivitäten kompensiert werden, welche aktiv Treibhausgase aus der Atmosphäre nehmen.

Doch wie funktioniert so etwas in der Praxis? Und welche Risiken sind damit verbunden? Projekte zur Treibhausgaskompensation sind derzeit keine technischen Lösungen, welche die Gase mit Maschinen aus Luft nehmen, sondern es sind Lösungen ökologischer Art. Oftmals sind es Projekte, welche Wälder aufforsten oder Moore neu anlegen, damit diese auf natürliche Weise wieder als CO₂-Speicher arbeiten. Für diese Kompensationsleistung erstellen sie dann Zertifikate, welche die Treibhausgasbindung bescheinigen. Diese Zertifikate können dann von Firmen und Organisationen erworben werden, um exakt diesen Betrag an Emissionen 'neutralisiert' ausstoßen zu können. Somit besteht theoretisch die Möglichkeit, sich von klimaschädlichem Handeln 'freizukaufen'. Allerdings ist offensichtlich, dass die Kompensation als Maßnahme derzeit keine Wunderlösung ist und die Schritte der Vermeidung und Reduktion nicht ersetzen kann, da solche Projekte zum einen erst auf lange Sicht wirken und ihre Möglichkeit zur CO₂-Aufnahme begrenzt ist.

Probleme bei der Kompensation von Treibhausgasen

Doch damit enden die Probleme, welche mit der Kompensation verbunden sind nicht, da die einzelnen Projekte nicht im luftleeren Raum stattfinden, sondern immer mit den Menschen vor Ort im Einklang funktionieren müssen. Oftmals sind diese nämlich nicht dort vorzufinden, wo auch die Treibhausgase erzeugt werden. Während der industrielle globale Norden (Europa, Amerika, Russland, ...) die meisten klimaschädlichen Abgase produziert, sind die überwiegenden Kompensationsprojekte im globalen Süden (Südamerika, Afrika, Südostasien, ...) zu finden. Hier zeigt sich die globale Ungerechtigkeit des Kapitalismus, welcher die ärmeren Länder nicht nur materiell ausbeutet und unterdrückt, sondern ihnen auch die Abfälle und Probleme seiner Lebensweise aufdrückt. Dabei entstehen viele Probleme für die Menschen vor Ort, da ihnen bspw. Land (ohne verhältnismäßige Entschädigung) weggenommen wird oder kostbares Wasser für Aufforstungsprojekte statt Landwirtschaft verwendet wird.

Ebenso ist aber auch die technische Umsetzung der Projekte schwierig, da die tatsächliche Kompensationsleistung nachgewiesen werden muss. Sie muss messbar und überprüfbar sein, was nicht einfach zu realisieren ist. Klar ist auch, dass sichergestellt werden muss, dass die Projekte tatsächlich dafür die Kompensation ins Leben gerufen werden und die Gelder somit für eine CO₂-Abscheidung verwendet werden, welche ansonsten nicht stattgefunden hätte.

Auch die langfristige Wirksamkeit von Kompensationsprojekten ist nicht immer gewährleistet. Ein Wald nimmt beispielsweise nur während seiner Entstehungsphase CO₂ auf und gibt, - wenn er nicht bewirtschaftet wird - in einem alten Zustand mehr CO₂ ab, als er aufnehmen kann.

Grundsätzlich ist auch darauf zu achten, ob das jeweilige Projekt tatsächliche CO₂ Einsparungen vornimmt, oder ob es sich nur dem Schutz vor möglichen, neuen Emissionen verschreibt, indem bspw. ein Wald von der Abholzung geschützt wird. Dies ist zwar gut und wichtig, aber eben keine echte Kompensation von weiteren Emissionen.

Darüber hinaus ist der Markt für CO₂-Kompensationen oft undurchsichtig und es besteht das Risiko von Betrug und Missbrauch. Deswegen werden Mechanismen benötigt, welche sicherzustellen, dass die Zertifikate auch tatsächlich die Emissionen ausgleichen.

Schlussendlich besteht noch das Risiko, dass Kompensationszertifikate es bequemen aussehen lassen, Treibhausgase zu neutralisieren. Dadurch können sogenannte Rebound-Effekte eintreten: Die Kompensation an einer Stelle verleitet dazu, an anderer Stelle wieder mehr Gase zu auszustoßen als notwendig.

Derzeit berät der Klimaneutralitätsausschuss gemeinsam mit dem EPA, in welcher Weise Kompensationsmöglichkeiten empfohlen werden können, denn es gibt auch einige Projekte, die vieles besser machen. Ein erster Ansatzpunkt hierzu könnte die Klima-Kollekte sein, welche ein kirchlicher Kompensationsfonds ist und viele der genannten Risiken vermeidet.

Quellen und Links: