Freiwilligendienste stärken statt Gemeinsinn mit einer Dienstpflicht erzwingen

Pflichtdienst keine Antwort auf drängende gesellschaftliche Fragen
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„Ja, unsere Gesellschaft braucht Gemeinsinn und Solidarität – diese lassen sich jedoch nicht erzwingen“, sagt BDKJ-Bundesvorsitzender Gregor Podschun. „Die beste Antwort auf die Frage, wie sich gesellschaftlicher Zusammenhalt in Deutschland stärken lässt, ist in den Strukturen der Freiwilligendienste zu finden. Wenn die Politik dies erkennt und die vorhandenen Dienste stärkt, erübrigt sich jede weitere Diskussion rund um Pflichtdienste.“

 Die Debatte rund um Pflichtdienste ist aktuell als Reaktion auf den Krieg in der Ukraine wieder aufgekommen.  Auch in Zeiten von Fachkräftemangel im Pflegesektor werden verpflichtende Gesellschaftsjahre als Antwort auf drängende Fragen der Gesellschaft immer wieder reflexartig ins Spiel gebracht. Befürworter*innen erhoffen sich einen Beitrag gegen die Entsolidarisierung der Gesellschaft.

„Jede Form einen allgemeinen Pflichtdienstes stellt einen drastischen Einschnitt in die von der Verfassung garantierten Freiheits- und Grundrechte junger Menschen dar“, betont Gregor Podschun. „Die sicherheitspolitische Ausnahmesituation, die das rechtfertigen würde, sehen wir aktuell aber nicht.“

Auch kann eine Dienstpflicht keine Antwort auf den Fachkräftemangel sozialer und pflegerischer Berufe oder auch in der Bundeswehr sein. „Dem Fachkräftemangel in diesem Bereich mit einer Verpflichtung junger Menschen zu begegnen, wäre für die Aufwertung und Akzeptanz der Berufe in der Pflege und in den Streitkräften eher kontraproduktiv“, sagt Gregor Podschun.

Podschun betont außerdem, durch die vielen Freiwilligendienstleistenden werde deutlich, dass junge Menschen nicht zu sinnvollen Tätigkeiten gezwungen werden müssen. Schon heute engagieren sich über 100.000 überwiegend junge Menschen in sozialen, ökologischen oder kulturellen Bereichen in einem Freiwilligendienst. „Anstatt eine Dienstpflicht einzuführen, sollten bestehende Freiwilligendienste gestärkt und attraktiver gemacht werden, um mehr Menschen die Entscheidung für ein gesellschaftliches Engagement aus eigenem Antrieb zu ermöglichen,“ so Podschun. „Ansatzpunkte sind aus unserer Sicht als Jugendverband der Ausbau inklusiver Zugangsmöglichkeiten, erleichterte Anerkennung eines Freiwilligendienstes in Ausbildung und Studium und natürlich ein kostenloser öffentlicher Nahverkehr um das Engagement der Freiwilligen wertzuschätzen und Zugänge zu erleichtern.“

Die Freiwilligendienste sind ein Bildungs- und Orientierungsangebot. Zentrales Charakteristikum ist die Freiwilligkeit, auf der die Motivation zum Engagement fußt. Schon seit 2017 fordern die verbandlichen Zentralstellen der Freiwilligendienste den kostenlosen Nahverkehr für Freiwilligendienstleistende. Anfang 2020 wurde für Soldat*innen die kostenlose Fahrt mit dem ÖPNV realisiert.

 

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